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April 2020 - Ein Jahr ist's her

Abreisen

Der wahrscheinlich traurigste Teil unserer Auswanderung.

Das Abschied nehmen. Schon mehrere Wochen vor der Abreise die ersten Abschieds Apéros oder das letzte Mal zusammen essen oder das letzte mal biken oder das letzte mal Schneeschuhlaufen oder das letzte mal... Das gab es zu oft. Und dann das wirklich letzte Apéros mit all unseren Freunden, Nachbarn und Familie, da wurden wir ganz schön hin und her gerissen in unserer Gefühlswelt.

Und dann der Abschied am Flugplatz :-(  Wir haben von diesen Momenten noch Fotos, ich schaue mir diese aber bewusst nicht an, weil es mir, und ich denke auch den Dagewesenen, das Herz viel zu schlimm strapaziert. Immer wieder aufs Neue.

Henusode, das gehört einfach dazu, sehr traurig.

Aber schon in der Business Lounge konnten wir schon wieder, wenn auch mit viel Zweckoptimismus, ein wenig lächeln und uns ein wenig freuen.

Und die Aussicht, dass es ja "nur" 6 Monate dauert, bis wir uns wiedersehen, wurde uns schon bald bewusst und das hat uns ein wenig getröstet.

Ankommen

Das war ein längerer Prozess, im Nachhinein hat er so 6 Monate gedauert.

Als wir endlich im neuen Haus schlafen konnten, unsere wenigen, aber ganz privaten Sachen eingeräumt waren, wir uns einen GT und ein Schweppes Manao genehmigt haben, von der Terrasse über den Pool hinüber zu unserem erweiterten Garten, dem Golfplatz, geschaut und dabei zufrieden lächelnd da sassen, da waren wir dann endlich da!

Die ersten 6 Monate hatten wir ja eine Mietvilla gleich gegenüber gemietet, auch schön, aber halt nicht unser Daheim. Unser privates Hab und Gut in den 4 Schachteln wurde ja auch nicht wie versprochen nach 4 bis 6 Wochen geliefert, es war irgendwo zwischen Busswil, Timbuktu und Koh Chang, einfach nicht hier, und das hat uns das Ankommen auch ein wenig erschwert. Aber lueget doch, sie wurden Anfang November geliefert (mit Startschwierigkeiten) und es wurde alles gut.

Trautes Heim

als wir vor einem Jahr ankamen, war gerade die Bodenplatte in Arbeit. Wir durften also alles hautnah mit erleben

- wie  die Mauern aufgebaut wurden, oder wenn die Steine fehlten auch mal nicht

- wie gearbeitet wurde, oder da und dort der brütenden Sonne im Schatten ausgewichen wurde

- wie das Dach nicht gebaut werden konnte weil zu kompliziert

- wie das Dach gebaut wurde, nachdem ich es vereinfacht hatte

- wie die Armaturen eingebaut wurden, nachdem es hiess "suchen bis gefunden"

- wie die Wände zum dritten Mal weiss gestrichen werden mussten, nachdem jemand die Flex noch einmal angewendet hatte

- wie die 5 Matrazen auf dem Auto Platz gefunden haben, wenngleich alle sagten "NIEMALS"

- wie die neuen Küchenschubladen gereinigt werden mussten, als noch jemand schnell eine Betonplatte aufstemmen musste

- wie der Kühlschrank endlich seinen Platz bekam, nachdem die frisch verputzte Mauer wieder zurückgebaut wurde

...und noch sehr viele kleine Anekdoten. Im grossen und ganzen jedoch eine schöne Zeit, die uns wenig gestresst hat und wenn, dann nur, bis wir mit Darko eine gute Lösung entwickelt und diese umgesetzt hatten.

Gastgeber

Endlich kamen dann die ersten Gäste Anfang November und wir konnten ihnen unser neues Daheim und auch unsere Insel und unsere privaten Highlights zeigen. Und wir haben ihnen unsere Lieblings Restaurants gezeigt Tee Kitchen, the Souk, Dang (die Familie) und einige mehr. Isch haut sch huere guet das ässe hie.

Unsere Gäste waren vor allem über die Bauqualität, die Größe und auch über die Lage unseres Hauses positiv überrascht, das kann ich offenbar fototechnisch nicht groß genug einfangen. Was söus, es ist einfach schön. Und viele haben gemeint "das isch jo schwiizer Standard". Ja, was habt ihr denn gemeint, wir leben hier in einer Blechhütte?

Pasci und ich sind dann voll aufgeblüht in der Rolle der Gastgeber, haben versucht, alles zu organisieren (ohni z'blöffe...das allermeiste auch geschafft), nachdem wir unsere Fragetechnik nach den Bedürfnisse der Gäste etwas angepasst haben. Die Gäste hatten nach den Ferien alle das Gefühl, die Tage doppelt genossen zu haben und wirklich entschleunigt zu sein. Wenn die 75 jährige Dame kaum den Schnorchel weglegen kann, wenn die Gäste lieber noch ein zweites Bier bestellen als pünktlich zum essen zu gehen, wenn das Pärchen öfter mal das Frühstück verschläft (o la la), wenn die Nachtschwärmer lieber zu Hause auf der Terrasse miteinander diskutieren statt zu tanzen, wenn der Langschläfer im Morgengrauen eine Velotour macht... dann haben wir vieles richtig gemacht.

Und...etwas eigen Werbung...es gab sogar schon Rückkehrer, die haben die Villa Manao einem Hotel vorgezogen. Hmmmm!

Das neue Leben

wir haben uns eingelebt. Der Wecker schellt nur noch sehr selten und wenn, dann steckt meistens eh noch ein schöner Ausflug dahinter. Wir arbeiten nicht mehr und wenn, dann nur noch in unserer Freizeit :-). Wir lassen es uns gut gehen mit Sport, Spaß, Essen und trinken, haben uns weiterhin lieb, Wir beachten sehr viel die Natur mit all ihren Facetten, sind eigentlich von morgens bis abends draußen, Wir verzichten auf Plastiksäcke und kaufen teilweise mit Tupperware ein. Wir wurden sehr liebevoll in die Gemeinschaft hier im Resort aufgenommen und fühlen uns so nicht einsam, obwohl wir nicht zu oft zusammen sitzen. An unserer Hauseinweihung haben wir 40 Leute eingeladen (die meisten sind sogar gekommen) und die Gespräche wurden in schweizer deutsch, deutsch, englisch,österreichisch, belgisch, tirolerisch, schwedisch (nicht wir) geführt. Kunterbunt halt. Leider nicht in Thai, da hatten wir zwar auch Gäste, aber unsere Kenntnisse sind noch nicht gut genug. Wir arbeiten daran.

Das Leben hier ist im allgemeinen nicht mehr so verbissen und auf Leitung ausgerichtet, hier geht es tschatscha, ein Schritt nach dem anderen. Wir haben beide ein paar Kilo weniger auf der Waage und das fühlt sich auch leichter an (ist man ja auch).

Mit der Familie und früheren Freunden und Arbeitskollegen versuchen wir mit Hilfe der neuen Medien in Kontakt zu bleiben, das braucht ziemlich Ausdauer von beiden Seiten, aber wenn wir dann jeweils einen Videoanruf gemacht haben, fühlen wir die alte Verbundenheit. Schön an euch zu denken.

Würden wir es wieder tun?

Wir sind entschleunigt, haben jetzt seit einem Jahr nur noch gemacht, was uns Spaß gemacht hat. Außer die paar Kleinigkeiten, die einfach gemacht werden müssen wie Rechnungen bezahlen, in den Schatten gehen, nicht unter einer Kokosnuss Palme sünnele, Zahnarztbesuch, Grill putzen.

Das Meiste war wirklich Spaß und wir hatten mit unseren Gästen wunderbare Momente und Zeit ohne Ende, welche wir vorher nie für sie hatten. Dazu haben wir ein Haus gebaut, neue Freunde und Bekannte gefunden, das neue Leben organisiert.

JA, wir würden es wieder tun.

Sehr viele Details und Anekdoten haben wir bereits früher dokumentiert, zum Teil ziemlich ausführlich. Lest doch wieder mal einen unserer früheren Blog Artikel, da gibt es vieles zu entdecken.

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Kommentare: 3
  • #1

    Marianne Sautebin (Donnerstag, 02 April 2020 18:59)

    Schön zu lesen, dass ihr angekommen seid! Es braucht Mut, so ein Abenteuer zu starten - man weiss nie ganz genau, was einem erwartet und ob es so kommt, wie man es sich vorgestellt und gewünscht hat. Ich glaube, wenn ihr jetzt nach einem Jahr sagen könnt, dass ihr die Entscheidung nicht bereut, dann passt es. Was die Zeit bringt liegt in den Sternen, aber die Voraussetzungen scheinen zu stimmen. Weiterhin alles Gute euch - geniesst es!
    Liebe Grüsse aus der alten Heimat�☀️.

  • #2

    Remo (Samstag, 04 April 2020 07:54)

    Hoi und merssi für den Kommentar. Ja, wir sind nun hier zu Hause und es entspricht momentan genau unseren Bedürfnissen. Wir arbeiten daran, dass es uns weiter gelingt und hoffen auf die kommende Saison, um wieder viele Gäste bei uns begrüssen zu dürfen. Bis bald einmal, bleib gesund.

  • #3

    Maria + Jörg (Dienstag, 14 April 2020 21:08)

    Es ist schön zu hören, dass es euch gut geht. Es ist auch für uns immer noch mega cool, dass wir euch vor einem jahr auf koh chang begrüssen und in empfang nehmen durften. Wir haben die ersten wochen mit euch sehr genossen. Die gemeinsame zeit und die absacker auf der " mietterrasse " .bleiben uns immer in erinnerung.
    Lebt euren traum und bleibt gesund.
    Liebe grüsse aus der schweiz