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Juni 2020 - Mission: Zahn ziehen

Die lokale Tierärztin macht hier sehr viel für alle TIere. Sie kastriert streunende Katzen und Hunde, desinfiziert diverse Wunden, impft und entwurmt, und wenn es unbedingt sein muss, macht sie notwendige Operationen. Das allermeiste unentgeltlich, lebt ein bescheidenes Leben und sammelt da und dort Spenden.

Diesmal hiess es: Mission Zahn ziehen!

Hinter der lokalen Schule ist ein kleines Gehege, in welchem 3 Schweine gehalten werden. Im Prinzip sauber, die Schweine werden täglich gefüttert und sie können am Schatten liegen. Wasser ist auch vorhanden.

Der neue Pfleger der Tiere hat die lokale Tierärztin um Hilfe gebeten, der Eber habe ein Problem mit einem seiner Stosszähne.

Dem war auch so. Der Eber konnte sie sich in den letzten Monaten und Jahren nicht abstossen, so sind die ungehindert gewachsen und mittlerweile knapp unter dem Auge bereits in die Haut eingedrungen und entzündet. Das kann man nicht so lassen.

Nach eingehender Untersuchung und Erfahrungsaustausch mit Kollegen, dem Einverständnis des Provinz Tierarztes erhielt unsere Tierärztin die Erlaubnis, den Zahn zu kürzen. Auch hier malt die Bürokratie wie damals in der Schweiz; lange kümmert sich niemand um die Tiere, und wenn dann jemand zum Guten Hand anlegen will, muss noch eine Bewilligung eingeholt werden. Das dauerte auch hier ein paar Tage. Aber was söus, ran an den Zahn!

Die Tierärztin hat sich also die fähigsten und mutigsten (und auch ziemlich die schwersten) Männer aus dem Dorf vorgenommen und ermutigt, das Eberchen festzuhalten, während sie den Zahn absägt.

Schluck.

Ich gehörte auch zu diesen Auserwählten!

Bei näherem hinschauen haben wir dann schnell festgestellt, dass das Eberchen pure Muskelmasse von MINDESTENS 300 KILO ist! Schultermass wahrscheinlich ÜBER 2 METER...Oder so! Oder vielleicht auch von Allem ein bisschen weniger. Vielleicht 150 Kilo. Oder vielleicht auch ein bisschen weniger.

ITEM; unser Job war geprägt von Mut, Kraft, Gefahr, Spannung, Risiko und vielem mehr.

Aber was solls; Gring abe und seckle!

Nach eingehendem Breefing, Vorbereitung der Instrumente (Metallsäge und so), Anästhesie, Seilen und noch so einigem sind wir dann in den Ring gestiegen...äähm...den Stall. Nach ersten zaghaften Versuchen, das Tier mit lieben Worten und streichelnd "fest zu halten" (allesamt kläglich gescheitert) mussten wir etwas mutiger werden. Wir haben die "Schweine Mädels" mit Gitter abgetrennt, damit sie uns nicht in die Quere kommen. Das hat mit der Hilfe von 2 zusätzlichen, mutigen Thai dann auch meistens geklappt...ausser wenn die die Ladys unten durch geschlüpft sind!

Nach Versuch 22 mussten wir die Taktik ändern: Eber narkotisieren. Die Tierärztin hatte bedenken, da Schweinehaut extrem hart zu durchstechen ist und sich das Tier ja wehrt. Also, Versuch Nummer 23, ihn festzuhalten, mittlerweile viel weniger sanft dafür mit noch mehr Mut unsererseits. Und siehe da, den Eber konnten wir ziemlich gut fixieren und die Spritze dann mit Wucht rein.. ging nicht. Die Haut war so was von zäh und dick, unglaublich. Also musste einer von uns "Festhalter", weil besser positioniert, die Spritze noch tiefer rein getrieben und abdrücken! Wortwörtlich...da ging kaum was vom Narkotikum rein in den Eber, dafür zersprang die Spritze ob dem Druck! Sonst passierte nichts weiter, die Nadel kam ohne weiteres wieder raus und wir konnten verschnaufen. Die Tiere hatten einen triumphierenden Blick drauf so schien es uns. Nach ein paar Minuten verschleierte sich der Blick des Ebers aber zusehends... bis er sich nieder legte...also doch was vom Schlafmittel erwischt, Hurra!

Action: Wir alle wieder rein in den Ring, allen Mut und Kraft zusammen genommen und den Eber wirklich zu dritt an die Wand gedrückt und an den Stoppeln festgehalten. Er etwas belämmert konnte nicht mehr anders als stillhalten. Die Tierärztin machte sich sofort mit der Säge an den Zahn und konnte ihn durchsägen innert Minuten durchsägen. Et volià. Noch Gschwind die Wunde versorgen und dann war die Hälfte erledigt. Wir alle klatschten uns auf die Schultern und waren happy, wie sonst nur nach einem Tor in der Champions Leage in der Verlängerung!

Und das ist es, das Korpus delikti.

Frisch abgesägter Eber Zahn.

Weil wir so gut drauf waren und halt wirklich das "dream Team" für solche Fälle sind, haben wir dann auch noch den zweiten Zahn gekürzt

Das war ja schon fast easy...

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Montag, 08 Juni 2020 16:15)

    Hei dir sit ja richtegi " Söilibändiger ". Was dir aues so erläbet. Fründschaft miteme Elefant u itze guseliretter, was chunt ächt aus nächschts! Mir si gspannt mit welem " Viech " dases witer geit.
    Aues Guete, blibet gsung u bis zur nächschte " Story ".
    Liebi Grüess us Bremgarte
    Maria u Jörg

    PS mir hei d Schafscheuti